Transparenz in der Kostendiskussion gefordert
Immer wieder dreht sich die Diskussion um die Realisierung des Projekts Erlebnisweg Lerchenebrgtunnel um die Frage der Projektkosten. Das ist verständlich, da Heilbronn – wie jede Kommune – einen verantwortungsvollen Einsatz seiner Finanzmittel sicherstellen muss („Kosten-Nutzen-Verhältnis“). Leider wird die Diskussion dabei oft auf Basis einer unterschiedlichen Faktenlage geführt. Die Verwaltung konfrontiert die Projekt-Befürworter mit überraschend hohen und teilweise nicht transparenten Kosten. Unser Auftrag als Verein ist daher die Plausibilisierung und Bereitstellung von Erfahrungswerten vergleichbarer Projekte (s.a. erstellte >Übersicht).
In diesem Zusammenhang hier ein paar Fakten von unseren Freunden der >Wuppertalbewegung e.V., verantwortlich für die mehrfach preisgekrönte Nordbahntrasse und kürzlich auch der >Schwarzbachtrasse in Wuppertal.
Im Rahmen der Umwidmung dieser 2km langen Trasse wurde neben drei Brücken und einem Viadukt auch der Wichlinghauser Tunnel einbezogen, der in vielen Punkten dem Lerchenbergtunnel ähnelt (Länge 280m mit Kurve, eingleisig, Verlauf innerstädtisch unterhalb Wohngebiet) – die Fertigstellung erfolgte in 2020:
- Förderfähige Gesamtkosten: ca. 3,6 Millionen €, diese wurden zu 90%(!!) vom Bund gefördert (Übernahme Rest inkl. Panungskosten durch Verein); davon:
- Gesamtsanierung des Tunnels: 150.000 € (Säubern, fehlende Mauerteile ersetzen, Drainage und Kanäle erneuern usw.; ohne Wegebau)
- abgehängte Decke als Schutz: 250.000 € (anstelle teurer Gesamtauskleidung mit Spritzbetonschicht)
- LED Beleuchtung: 60.000 €
- Gesamtplanung, einschl. Bauüberwachung und Abnahme durch Ingenieurbüro: 150.000 €.
Allein für eine vertiefende Machbarkeitsstudie für die Umwidmung des Lerchenbergtunnels nennt die Verwaltung in der Drucksache zur Gemeinderatssitzung am 11.02.21 (>DS 032/2021) bereits Kosten i.H.v. 120.000 € – aus unserer Sicht ein reines Abwehrangebot.
Die vielfältigen Vorteile und Chancen, die Bewahrung der Heilbronner Industriekultur von vor über 100 Jahren und deren Erleben für die breite Bevölkerung, der Ausbau klimafreundlicher Mobilität (einstimmig vom Gemeinderat verabschiedet im Masterplan, der Stadtkonzeption 2030, dem Luftreinhaltungsplan u.a.) sogar abseits vom Verkehr, sicher und nah an der Natur und die daraus resultierende Reduzierung der Autos auf Heilbronns Straßen zum Wohl der Autofahrer: all das wird von der Verwaltung nicht angesprochen. Insofern kann man nicht von einer ausgewogenen Abwägung unseres Anliegens in der DS 032/2021 sprechen.
Unser Wunsch ist daher ein größeres Miteinander in der Diskussion von Verwaltung, Verein und Erfahrungsträgern. Wir müssen das „Rad“ sprichwörtlich nicht neu erfinden und sollten gemeinsam den großen Vorteil ausschöpfen, auf Fakten erfolgreich realisierter Projekte zurückgreifen zu können.