Projekthistorie und Status
Quellenhinweis: [DS 123/2015] = siehe Gemeinderats-Drucksache Nr. 123 aus dem Jahr 2015; abrufbar ab 09/2014 im Heilbronner Gremieninformationssystem]
Am Anfang war die Bahn
Die historische Ausgangslage für das Projekt wurde in den Jahren 1890er Jahren geschaffen durch den Bau der 34km langen Bottwarbahn zwischen Marbach und Heilbronn (Südbahnhof), sowie den späten Anschluss des Südbahnhofs über die Verbindungsbahn durch den 1900/01 erbauten Lerchenbergtunnel an die Strecke Heilbronn – Crailsheim (Abzweig Karlstor). Ab den 1960er Jahren wurden Personen- und Güterverkehr sukzessive eingestellt [s.a. Historie der Bottwarbahn]. Teile der ehemaligen Bottwarbahntrasse bilden heute den Radweg Marbach-Heilbronn, der an der Stadtgrenze bei Horkheim endet.
Eine Idee gerät in Vergessenheit
Die Idee zur Umnutzung des innerstädtischen Trassenteils reicht bereits in die 1980er Jahre zurück, als schließlich der letzte verbliebene Güterverkehr auf der nördlichen Bottwarbahn aufgelassen wurde. Schon 1988 wurde die Verwaltung der Stadt Heilbronn vom Gemeinderat bemächtigt, von der Bahn das ehemalige Betriebsgelände und die Bahntrasse zwischen der Sontheimer Landwehr und dem Rathenauplatz zu kaufen, um hier einen Fußweg anzulegen [DS 536/1988]. Der Kauf erfolgte 1989, der Weg wurde jedoch nie realisiert und einzelne Teile der Trasse an Anlieger verpachtet [s.a. Bilderstrecke]. Als im Jahr 2011 das Radroutenkonzept der Stadt Heilbronn verabschiedet wurde, sind weder die Bottwarbahntrasse, noch die Verbindungsbahntrasse Bestandteil des Gesamtkonzepts [DS 323/2011].
Der Südbahnhof entwickelt sich – Visionäre denken weiter
Im November 2012 wurde im Gemeinderat über den Bebauungsplan des ehemaligen Südbahnhofgeländes diskutiert. Der Plan sah bereits vor, dass in Ost-West-Richtung durch das Gebiet und in Verlängerung auf der Verbindungsbahntrasse bis zur Silcherstraße ein autofreier Rad- und Fußweg vom Bauträger aurelis geschaffen werden sollte [DS ???/2012]. Der Weg wurde bezeichnet als „[…] Teilstück des Grünen Rings, eine um die Kernstadt verlaufende Radwege- und Wandertrasse, die ringförmig die Freiflächen und Parks in der Innenstadt verbindet.“ [aurelis; s.a. Grünmasterplan HN] In diesem Zusammenhang griffen einige Stadträte, allen voran Wolf Theilacker (Grüne) und Gerd Kempf (SPD), die ursprüngliche Idee erneut auf und zeichneten die Vision einer durchgehenden Fuß-/Radwegverbindung von der Sontheimer Landwehr, über das Südbahnhofgelände und durch den Lerchenbergtunnel bis zur Jägerhausstraße [HN Stimme, 14.11.12] – das spätere Projekt „Erlebnisweg Lerchenbergtunnel“. Es erfolgte eine erste Kontaktaufnahme mit der Bahn zu einem möglichen Verkauf des Grundstücks.
Eine klare Absage
Nachdem im Vorfeld die Tunnelportale für eine gemeinsame Begehung der Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses freigeschnitten wurden, konnten sich die Teilnehmer am 29.09.2015 ein Bild der Situation vor Ort machen. Am 10.11. wurde daraufhin im Bau- und Umweltauschuss eine emotionale Diskussion über die weitere Verfolgung des Projekts geführt. Während einige Stadträte das Projekt als „Millionengrab“ und einen Weg durch den Tunnel als „Angstraum“ bezeichneten, stellte die Verwaltung wirtschaftliche Gründe für ihre Ablehnung heraus (insb. aufgrund der geschätzten Sanierungskosten des Tunnels) und Baubürgermeister Wilfried Hajek bezeichnete die Diskussion um das „Luxusprojekt“ als „Geisterdebatte“ [HN Stimme, 10.11.15]. Eine weitere Beschäftigung mit dem Projekt seitens Verwaltug und eine mögliche nachträgliche Aufnahme der Maßnahme in das städtische Radroutenkonzept wurden daher mehrheitlich abgelehnt.
Eine Bürgerinitiative fordert die Kommunalpolitik heraus
Eine Gruppe von Stadträten, denen diese Entscheidung zu kurzsichtig erschien, startete in 2017 eine Bürgerinitiative zur Förderung der Projektidee, aus der heraus der Verein „Erlebnisweg Lerchenbergtunnel“ gegründet wurde. Nach einem initialen Informationsnachmittag am 25.03. folgten mehrere öffentlichkeitswirksame Aktionen, wie z.B. ein symbolischer Freischnitt, öffentliche Trassenbegehungen, die Teilnahme an den Heilbronner Nachhaltigkeitstagen, Infoveranstaltungen, sowie Vorträge in den Sitzungen der Ratsfraktionen [s. Blogeinträge ab 2017]. Durch eine organisierte Fahrt zur Nordbahntrasse in Wuppertal wurde den Teilnehmern eindrucksvoll aufgezeigt, welches Potential in der Umwidmung von Bahnstrecken zu Radwegen steckt. Ein großer Erfolg der Vereinsaktivitäten war die Durchführung einer Petition für die weitere Verfolgung des Projekts, welche das erforderliche Quorum von 1300 Unterschriften aus dem Stadtgebiet übertroffen hatte. Die Unterschriften wurden OB Harry Mergel am 29.10.2020 übergeben, welcher sich durch eine gutachterliche Einschätzung zum Zustand des Tunnelbauwerks auf den Termin vorbereitet hatte und ein Vorlage des Ergebnisses im Gemeinderat zusagte [HN Stimme, 30.10.20]. Die Übergabe fand symbolträchtig am ehemaligen Bahnübergang Silcherstraße / Cäcilienbrunnenstraße statt, am derzeitigen Ende des in 2020 fertiggestellten (und in 2021 freigegebenen) Fuß- und Radwegs durch das Südbahnhofgelände – dem Mittelstück des „Erlebniswegs“. Damit war das Projekt zurück auf der Bühne der Kommunalpolitik.
Das Mobilitätskonzept als Türöffner?
Nahezu zeitgleich wurde durch die Verwaltung die Ausarbeitung des „Mobilitätskonzepts Heilbronn 2030“ abgeschlossen. Im Vorfeld der Beschlussfassung in der Gemeinderatssitzung am 13.11.2020 reichten die Fraktionen ihre Änderungsanträge ein. Unter anderem forderten die Grünen, dass der „[…] autofreie Schnellradweg auf der Bottwarbahntrasse […] umgehend zur Förderung angemeldet […]“ und die „[…] Lerchenbergtrasse in städtisches Eigentum überführt (wird), um sie künftig als Fuß- und Radweg zu nutzen […]“. Der Prüfung zur Anmeldung einer Förderung war die Stadt nicht abgeneigt, zum Kauf der Trasse wurde jedoch vermerkt: „Der Lerchenbergtunnel wird nicht in städtisches Eigentum überführt, solange derzeit unbezifferbare und nicht ausschließbare Risiken aus der Baulast des Tunnels für die Stadt Heilbronn offen sind. […] Über eine Überführung des Lerchenbergtunnels in städtisches Eigentum ist nach Vorliegen der Bauzustandsanalyse zu entscheiden.“ [DS 294/2019, Anlage b, Antrag Nr. 16a+b]
Ein zäher Weg bis zum Durchbruch
Auf Basis der gutachterlichen Ersteinschätzung vom 27.10.2020 wurde am 11.02.2021 mit einfacher Mehrheit im Gemeinderat die Beauftragung eines umfassenden Statikgutachtens und einer Machbarkeitsstudie durch Bereitstellung überplanmäßiger Finanzmittel beschlossen [DS 032/2021]. Das durch die Firma HIC Geotechnik und Tunnelbau erstellte Gutachten lieferte einen positiven Bescheid über den baulichen Zustand des Tunnels, enthielt eine Bewertung zur Verkehrssicherheit und zeigte Möglichkeiten zur Sanierung auf. Am 06.10.2022 wurde daraufhin auf die Anträge von Verwaltung, Grünen- und AfD-Fraktion hin der Beschluss zur Erstellung einer Vorplanung einschließlich Kostenschätzung im Gemeinderat gefasst [DS 264/2022]. Nach Vorliegen der Kostenschätzung konnte im nächsten Schritt über die eigentliche Aufnahme in die Vorhabenliste des Amts für Verkehrswesen (inzwischen unter Leitung des neuen Baubürgermeisters Andreas Ringle) abgestimmt werden. In diesem Rahmen wurde am 23.11.2023 auf Antrag von Grünen und SPD zusätzlich eine Priorisierung des Projekts in der Vorhabenliste beschlossen [DS 151/2023]. Diese Entscheidung stellte den eigentlichen Durchbruch für die zügige Umsetzung des Projekts dar. Die Verwaltung hatte in diesem Zusammenhang einen kombinierten Antrag auf Fördermittel von Land und Bund gestellt [s. Finanzierungskonzept], der hinsichtlich der Landesmittel bereits im März 2024 positiv beschieden wurde. Die Finanzierung von Planung, Grundstückserwerb und Bau wurde in den Doppelhaushaltsentwurf 2025/26 aufgenommen. Bei der Diskussion der Haushaltsanträge aus den Fraktionen am 16.12.2024 setzte sich letztlich der Antrag der FWGH durch, wodurch die Finazmittel mit einem Sperrvermerk belegt wurden, bis die Gesamtkosten unter Berücksichtigung der angefragten Fördermittel (Anteil Bund) und des Kaufpreises (Grunderwerb der restlichen Verbindungsbahntrasse) final geklärt sind [DS 247/2024].
— Stand Ende 12/2024 – To be continued! —
Ausblick
Entsprechend der aktuellen Planungslage werden folgende Ereignisse erwartet:
2025
- Öffenlichkeitsarbeit der Stadt (Bürgerbeteiligung?)
- Kauf der Verbindungsbahntrasse von der Stadt (zuvor: Verhandlungen mit DB -> Auflösung Sperrvermerk)
- Fortsetzung der Feinplanung
2026
- Umsetzung Bauabschnitt 1
2027
- Umsetzung Bauabschnitt 2
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