Der Bahn geschenkt und noch viel draufgezahlt

Der Bahn geschenkt und noch viel draufgezahlt

Der Blick in die Archive der Stadt Heilbronn hat einen interessanten Eintrag in der Stadtchronik des Jahres 1897 zu Tage gefördert. Dort ist im Eintrag für den 28. Juli 1897 zu lesen: „Endgültige Annahme des Vertrags der Stadt mit dem Staat: Außer der kostenfreien Überlassung von Grund und Boden gibt die Stadt zu dem genehmigten Lerchenbergprojekt mit Tunnel noch einen Beitrag in barem Geld von 115.000 M(ark).“

Eintrag vom 28. Juli: Endgültige Annahme des Vertrags der Stadt mit dem Staat: Außer der kostenfreien Überlassung von Grund und Boden gibt die Stadt zu dem genehmigten Lerchenbergprojekt mit Tunnel noch einen Beitrag in barem Geld von 115.000 M(ark).

Zu den Hintergründen finden sich weitere Details, zusammengestellt von Roland Rösch für das Stadtarchiv Heilbronn:

„Für den Heilbronner Oberbürgermeister war die Bottwartalbahn ein wichtiges Anliegen. In seiner „Regierungserklärung“ für das Jahr 1897 ging er deshalb besonders darauf ein und betonte, „daß die Gelegenheit, einen Südbahnhof zu erhalten unter keinen Umständen verpaßt werden darf und daß aber Opfer hiefür gebracht werden müssen. […]

Das lange erwartete Signal zum Baubeginn kam dann noch kurz vor Jahresende am 16. Dezember 1897 mit der Mitteilung, dass die Vereinbarung über die Leistung eines Beitrags durch die Stadt Heilbronn vom Königlichen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten am 7. Dezember 1897 genehmigt worden sei, und dass „die Verhandlungen mit den übrigen am Bahnbau beteiligten Gemeinden ebenfalls zum Abschluß gelangt sind“.

In einer Vereinbarung vom 23. September 1897 wurden u.a. folgende Punkte geregelt:

  • die Stadtgemeinde Heilbronn trägt die Kosten für die Erwerbung von Grund und Boden für eine schmalspurige Eisenbahn von Beilstein nach Heilbronn sowie für eine normalspurige Verbindungsbahn vom Südbahnhof bis zur Einmündung in die Kocherbahn, auch für einzelne Änderungen wegen des Projekts „Lerchenberg II“ (Tunnellinie);
  • […]
  • die Stadtgemeinde leistet zu den Baukosten einen einmaligen, nicht rückzahlbaren und nicht verzinslichen Beitrag von 115 000 M.“[2]

> Mehr zur Histore der Bottwartalbahn


Rückkauf eines geschenkten Gauls?

Vor dem Hintergrund dieser historischen Tatsache stellt sich natürlich die Frage, warum die Stadt heute für den Erwerb der Verbindungsbahn-Flurstücke den von der Deutschen Bahn unverhältnismäßig hoch angesetzten Kaufpreis akzeptieren sollte, der derzeit aus Sicht der Stadt einen Erwerb nicht möglich macht.

Wolf Theilacker lässt das nun in einer Anfrage an den OB prüfen.

(Vielen Dank an unser Mitglied A. Huber für diesen historischen Fund!)


Quellenangaben

[1] Friedrich Dürr, Chronik der Stadt Heilbronn, 1896-1921 (Erstausgabe 1922), S. 17

[2] Aus: „heilbronnica 2, Beiträge zur Stadtgeschichte“, 2003 Stadtarchiv Heilbronn; Roland Rösch: Die Eisenbahn im Heilbronner Süden, S. 179ff (Zitate S. 205+206)

Ein Gedanke zu „Der Bahn geschenkt und noch viel draufgezahlt

  1. Herzlichen Dank für diesen hochinteressanten Fund! Unter dem Aspekt, dass die Stadt zur Realisierung der Bahnstrecke einen nicht unbeträchtlichen finanziellen Beitrag geleistet hat, wäre es in meinen Augen nur recht und billig, die Deutsche Bahn als Rechtsnachfolgerin damit zu konfrontieren und sie aufzufordern, auf übertriebene Verkaufserlöse zu verzichten. Wie wäre es, wenn man den damals von der Stadt gezahlten Betrag in Euros umrechnen würde und ihn von den Preisvorstellungen der Bahn abziehen würde? Da ich aber nicht weiß, in welchen Dimensionen sich die PreiVorstellungen der Bahn bewegen und welche Relevanz eine derartige „Verrechnung“ auf die Preisvorstellungen hätte, soll dies nur ein Denkanstoß sein.

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